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Handreichung zur gottesdienstlichen Begleitung von Menschen in gleichgeschlechtlichen Lebenspartnerschaften

Vom 15. Mai 2004

(GVBl. 25. Band, S. 144)

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  1. Eine geistliche Begleitung von Menschen, die in einer gleichgeschlechtlichen Lebenspartnerschaft leben, setzt voraus, dass die Menschen, die sich für diese Lebensform entschieden haben, nicht durch ein menschliches Urteilen und Bewerten diskriminiert werden. Vielmehr wird ihre Entscheidung für die Partnerschaft als einer eigenständigen Lebensform ernst genommen.
    Die Auslegung der Heiligen Schrift führt zu unterschiedlichen Antworten auf die Frage, ob eine gleichgeschlechtliche Partnerschaft gesegnet werden kann. Ein Auslegungsansatz betont u. a. unter Verweis auf die Bibelstellen 3 Mose 18,22; 20,13 sowie Röm 1,26f: 1 Kor 6,9–11 und 1 Tim 1,10, dass die Heilige Schrift an keiner Stelle Homosexualität als dem Willen Gottes entsprechend bezeichnet. Auch wird auf die schöpfungstheologische Aussage verwiesen, dass Gott den Menschen als Mann und Frau geschaffen hat (u. a. 1 Mose 1,27; 2,24 u. ö.).
    Ein anderer Ansatz betont, dass Homosexualität in der Bibel kein eigenes Thema sei und die biblischen Schriften eine homosexuelle Prägung sowie eine verantwortlich gestaltete gleichgeschlechtliche Partnerschaft noch gar nicht im Blick haben konnten. Die Frage sei daher zu beantworten von der Verkündigung Jesu Christi her, die die Liebe Gottes zu allen Menschen und die Verantwortung füreinander in den Mittelpunkt stellt (Mk 12,28–34; Gal 6,2).
  2. Wenn zwei Menschen, die in einer eingetragenen Lebenspartnerschaft leben, den Segen für ihr Zusammenleben erbitten, kann für sie in einem eigenen liturgischen Rahmen der Segen Gottes erbeten und zugesprochen werden unter folgenden Voraussetzungen:
    1. Weil der Segen immer den Menschen gilt als Gottes Zusage von Geleit und Stärkung für alle Lebenssituationen, muss deutlich werden, dass nicht die Partnerschaft gesegnet wird, sondern den Menschen, die in einer Partnerschaft Zusammenleben, für das Gelingen ihres Miteinanders Gottes begleitender Segen zugesprochen wird.
    2. Das Zusammenleben in einer gleichgeschlechtlichen Partnerschaft als eigenständiger Lebensform wird nur ernst genommen (s. oben zu 1.), wenn es sich nicht an anderen Lebensformen misst und von diesen her seine Bedeutung abzuleiten versucht. Daher muss eine Verwechselbarkeit mit der Trauung ausgeschlossen werden. Signifikante Elemente des Trauungsgottesdienstes wie Ringwechsel und trauungsähnliche Fragen und Antworten sollen nicht vorkommen. Vielmehr ist der Gottesdienst von seinem besonderen Kasus her verantwortlich zu gestalten und in der unter 4. genannten Form durchzuführen.
  3. Ob Menschen, die in einer eingetragenen Lebenspartnerschaft leben, gottesdienstlich begleitet werden, liegt im seelsorgerlichen Ermessen und der Verantwortung des einzelnen Pfarrers und der einzelnen Pfarrerin. Den Maßstab für die persönliche Entscheidung geben Verständnis und Verpflichtung im Rahmen der Ordination. Im Verhältnis zum Gemeindekirchenrat ist zu berücksichtigen, dass Pfarrer und Gemeindekirchenrat gemeinsam die Verantwortung für das gottesdienstliche Leben in der Gemeinde haben. Im Gemeindekirchenrat ist daher entsprechend der „Handreichung zur Ordnung der Gottesdienste und Amtshandlungen“ vom 18. Mai 1994 (Punkt 1,8) über die Möglichkeit solcher Gottesdienste zu sprechen. Bei schwerwiegenden Bedenken seitens des Gemeindekirchenrates ist eine Lösung auf regionaler oder Kirchenkreisebene anzustreben.
  4. Grundform für den liturgischen Vollzug von Fürbitte und Segen für Menschen, die in einer gleichgeschlechtlichen Lebenspartnerschaft leben:
    Musik zum Eingang
    Eingangswort
    Lied
    Psalm
    Gebet
    Lesung aus der Heiligen Schrift
    Auslegung
    Lied
    [Segnung]
    [Lied]
    Dank- und Fürbittgebet
    Vaterunser
    Segen
    Musik zum Ausgang
    Texte zur Auswahl
    1. Lieder
    EG 65
    Von guten Mächten
    EG 155
    Herr Jesu Christ, dich zu uns wend
    EG 170
    Komm, Herr, segne uns
    EG 171
    Bewahre uns, Gott
    EG 209
    Ich möcht’, dass einer mit mir geht
    EG 268
    Strahlen brechen viele
    EG 272
    Ich lobe meinen Gott
    EG 288
    Nun jauchzt dem Herren, alle Welt
    EG 316/17
    Lobe den Herren, den allmächtigen König
    EG 321
    Nun danket alle Gott
    EG 334
    Danke
    EG 336
    Danket, danket dem Herrn
    EG 347
    Ach bleib mit deiner Gnade
    EG 395
    Vertraut den neuen Wegen
    EG 447
    Lobet den Herren alle, die ihn ehren
    EG 604
    Wo ein Mensch Vertrauen gibt
    EG 607
    Vertrauen wagen dürfen wir getrost
    EG 613
    Liebe ist nicht nur ein Wort
    2. Psalmen
    Ps 27 i.A.
    EG 714
    Ps 36,6–10
    EG 719
    Ps 63
    EG 729
    Ps 100
    EG 740
    Ps 103
    EG 742
    Ps 118
    EG 747
    Ps 121
    EG 749
    Ps 133
    Ps 139 i.A.
    EG 754
    3. Lesungen
    Mt 5,1–10
    Seligpreisungen
    Mk 12,28–34
    Doppelgebot
    Lk 11,9–10
    Bittet, so wird euch gegeben
    Lk 24,13–15
    Begleitung der Emmausjünger durch Jesus
    Joh 15,1–8
    Jesus ist der wahre Weinstock
    Joh 15,9–17
    Das Liebesgebot Jesu
    Röm 12,9–13(–21)
    Die Liebe sei ohne Hintergedanken
    Röm 15,5–7
    Nehmt einander an
    Gal 3,26–28
    Ihr seid alle Gottes Kinder in Jesus Christus
    Gal 5,13
    Zur Freiheit berufen
    Gal 6,2
    Einer trage des andern Last
    Phil 2, 1–5
    Gemeinschaft in Jesus Christus
    Kol 3,12–17
    Das Band der Vollkommenheit
    1 Petr 4,10
    Dient einander
    1 Joh 3,11–24
    Liebe mit der Tat und mit der Wahrheit
    1 Joh 4,7–21
    Gott ist die Liebe
    4. Segensgebete
    Form A:
    Herr, unser Gott,
    wir sind dankbar für die Menschen, mit denen du uns verbunden hast.
    Erhalte uns in der Gemeinschaft der Menschen, die uns lieb und teuer sind.
    Laß uns eins werden in der Liebe untereinander und in der Liebe zu dir.
    Durch unseren Herrn Jesus Christus, deinen Sohn, der mit dir und dem Heiligen
    Geist lebt und regiert von Ewigkeit zu Ewigkeit.
    Amen.
    N. und N.,
    Gott segne euch und beschütze euch.
    Er segne euch mit seiner Liebe und mit seiner Fürsorge.
    Er bewahre und behüte euch auf allen euren Wegen.
    Er stärke euch in der Liebe und Treue zueinander.
    So segne euch Gott, der Vater und der Sohn und der Heilige Geist.
    Amen.
    Form B.
    N. und N.,
    Gott hat euch in der Taufe angenommen und berufen.
    Er will euch in eurer Liebe zueinander stärken und in der Verantwortung füreinander erhalten.
    So laßt uns um seinen Beistand beten.
    Herr, unser Gott,
    stärke uns in unserer Gemeinschaft.
    Gib Freude und Dankbarkeit an guten Tagen,
    Kraft und Mut an schlechten Tagen.
    Segne uns mit deinem Heiligen Geist.
    Amen.
    N. und N.,
    es segne und behüte euch beide der dreieinige Gott,
    der Vater und der Sohn und der Heilige Geist.
    Amen.